2024: Das Jahr des enormen CO₂-Anstiegs – der Planet stößt an seine Grenzen

2024: Das Jahr des enormen CO₂-Anstiegs – der Planet stößt an seine Grenzen

Das Jahr 2024 hat in vielerlei Hinsicht Geschichte geschrieben, leider im negativen Sinn. Weltweit wurden Rekordwerte bei den atmosphärischen Kohlendioxidkonzentrationen gemessen. Noch nie zuvor in der modernen Klimabeobachtung war der jährliche Anstieg von CO₂ in der Atmosphäre so stark wie im vergangenen Jahr.

 

Messstationen auf der ganzen Welt registrierten Werte von deutlich über 423,9 ppm (parts per million), so der aktuelle Treibhausgas-Bulletin der Weltorganisation für Meteorologie (WMO). Damit ist die CO₂-Konzentration heute mehr als 50 Prozent höher als zu Beginn der Industrialisierung. Diese Marke ist nicht nur symbolisch: Sie markiert den Punkt, an dem selbst kurzfristige Klimaschwankungen kaum noch vom Treibhausgaseffekt zu trennen sind.

 

„Das System bricht zusammen. Es verändert sein Verhalten. Wir können nicht mehr vorhersagen, ob sich die 3,5 ppm Anstieg in diesem Jahr wiederholen. Wir wissen es einfach nicht.“

Oksana Tarasova, Atmosphärenphysikerin bei der WMO

 
 

Wichtige Fakten  im Überblick:

Laut Deutschem Statistischem Bundesamt hat der weltweite CO2-Ausstoß 2024 einen Wert von rund 39,6 Milliarden Tonnen erreicht. Für den überwiegenden Anteil dieser Emissionen (82,8%) waren die G20-Staaten verantwortlich, auf erstem Platz China, gefolgt von den Vereinigten Staaten, Indien und der EU. Berücksichtigt man die Einwohnerzahl, verschiebt sich das Ranking folgendermaßen.

Pro Kopf verzeichnete Saudi-Arabien mit 17,7 Tonnen den größten CO2-Ausstoß, gefolgt von Kanada mit 14,9 Tonnen, Australien mit 14,4 Tonnen und die Russische Föderation mit 14,1 Tonnen. China rangierte mit rund 9,1 Tonnen vor der EU (5,6 Tonnen).

Die globale mittlere Temperatur in Bodennähe lag laut WMO 2024 um 1,55 ± 0,13 °C über dem über dem vorindustriellen Niveau (1850–1900). Damit liegen wir bereits über dem Klimaziel des Pariser Abkommens von 1,5 Grad. In Österreich lag die durchschnittliche jährliche Lufttemperatur laut Zweitem Österreichischem Sachstandsbericht zum Klimawandel AAR2 bereits  3,1°C über dem Durchschnitt der Jahre 1850–1900.

 

Warum der Anstieg so stark war

Mehrere Ursachen haben den außergewöhnlichen Sprung im Jahr 2024 befeuert. Neben dem fossilen Energieverbrauch hätten auch die zahlreichen Wald- und Buschbrände zu dem massiven Anstieg beigetragen. „2024 haben die Wälder und Ozeane weniger CO2 aufgenommen als in früheren Jahren. Diese Absorbierung ist aber absolut notwendig. Wenn die Wälder und Ozeane ihre Arbeit nicht mehr so machen, wie wir es erwarten, ist das ein sehr, sehr gefährliches Signal.“, erklärt Tarasova.

Zunehmende fossile Emissionen: Trotz internationaler Klimaziele stiegen die Emissionen aus Kohle, Öl und Gas weiter an – insbesondere durch hohe Energiebedarfe in Schwellenländern und Nachholeffekte nach der Energiekrise.

Klimaphänomen El Niño: Das warme Pazifikphänomen führte in vielen Regionen zu Dürre, Waldbränden und verminderter CO₂-Aufnahme durch Pflanzen.

Schwächere natürliche Senken: Ozeane und Wälder nahmen weniger Kohlenstoff auf als in den Jahren zuvor – ein Alarmsignal, dass die natürlichen Puffer des Klimasystems an ihre Grenzen kommen.

„Wir haben einen völlig trockenen Wald, der eigentlich keine Photosynthese mehr betreibt. Die gestressten Wälder reduzieren also ihre CO2-Aufnahme, wenn kein Wasser vorhanden ist und die Temperatur steigt. Der Wald lebt und atmet jedoch, also emittiert er CO2 in die Atmosphäre.“, so die WMO-Expertin. Dies konnte sowohl im Regenwald des Amazonas als auch bei den Australischen Regenwäldern beobachtet werden.

 

Folgen für Klima und Wetter

Der Anstieg von CO₂ bedeutet nicht nur einen abstrakten Wert in der Atmosphäre. Er verändert direkt die Energieverteilung auf dem Planeten. 2024 war eines der heißesten Jahre seit Beginn der Aufzeichnungen – mit extremen Hitzewellen in Südeuropa, Nordamerika und Südostasien.

Gleichzeitig verstärkten sich Wetterschwankungen: Trockenperioden dauerten länger, Starkregenereignisse wurden intensiver, und selbst stabile Klimazonen wie der Südpazifik oder Mitteleuropa zeigten ungewöhnliche Anomalien.

 

Das strukturelle Problem

Der rapide CO₂-Anstieg zeigt, dass der Wandel nicht allein von technischen Lösungen abhängt, sondern von politischem und gesellschaftlichem Willen. Der Ausstieg aus fossilen Energien verläuft weltweit zu langsam, während gleichzeitig der Energiehunger weiter wächst.

Viele Staaten investieren zwar in erneuerbare Energien – doch die Geschwindigkeit, mit der alte Infrastrukturen ersetzt werden, reicht nicht aus, um den globalen Trend zu stoppen.

 

Was jetzt zählt

Konsequente Emissionsminderung: Nicht nur langsamer wachsen, sondern real senken – und zwar in allen Sektoren.
Stärkung natürlicher Kohlenstoffspeicher: Wälder, Moore und Meere müssen gezielt geschützt und wiederhergestellt werden.
Globale Kooperation: Nationale Fortschritte verlieren an Wirkung, wenn große Emittenten ungebremst weitermachen.
Gesellschaftlicher Wandel: Jede Tonne CO₂ zählt – vom Energieverbrauch bis zur Ernährung.

 

Unser pro.earth.Fazit:

2024 war ein Wendepunkt. Der enorme Anstieg des CO₂-Gehalts zeigt, dass das Klima schneller kippt, als politische Prozesse reagieren. Doch er ist auch ein Weckruf: Wir wissen, was zu tun ist – die Frage ist nur, ob wir bereit sind, es endlich in der notwendigen Geschwindigkeit umzusetzen.

Pflanzen richtig überwintern

Pflanzen richtig überwintern

Herbstzeit. Die letzten Tage hatten wir Beetschwestern kühle Morgen – in höheren Lagen auch bereits erste Morgenfröste. Aber bald soll es hier im Osten Österreichs wieder 20 Grad haben. Es lebe der Klimawandel. Dennoch sollten die ersten Pflanzen, die die aus den Tropen stammen, ins Haus wandern, damit sie nicht durch die Morgenkälte eingehen.

 

Welche Pflanze muss jetzt bereits im Haus überwintern?

Alle tropischen Pflanzen, die aus ihrer Heimat keine Temperaturen unter 5 Grad kennen, sollten jetzt ins Haus. Dazu zählen:

Schmucklilie (Agapanthus)
Hibiskus
Schön-Malve
Zier-Banane
Palmenarten
Bougainvillea
Dipladenia
großblütige Fuchsien aus Südamerika
Wandelröschen
tropische Farne
Engelstrompete
usw.

Diese können bis November draußen bleiben

Mediterrane Pflanzen, die auch in ihrer Heimat kühlere Temperaturen im Winter gewohnt sind, können noch länger draußen bleiben.

Zitruspflanzen
Olivenbaum
Oleander – in kühleren Regionen
Feigenbaum – falls eine nicht winterharte Art
Dattelpalme
Lorbeer

 

Wo und wie wollen die Pflanzen überwintern?

Für viele tropische Pflanzen ist das Winterquartier am besten mäßig warm und hell, aber bitte nicht direkt bei der Zentralheizung, weil dies führt oft zu Schädlingsbefall. Mediterrane Pflanzen wie Zitronen wollen es lieber kühler und hell – wie einen hellen Keller oder einen wenig beheizten hellen Raum. Ist es zu warm, werfen sie ihr Laub ab.

Je kühler der Raum ist, desto dunkler darf er auch sein. Agapanthus kann zum Beispiel sehr dunkel stehen, wenn es kühl ist. Auch Fuchsien halten dies gut aus.

 

Man kann die Pflanzen vor dem Überwintern zurückschneiden. Während der Ruhephase brauchen die Topfpflanzen weniger Wasser als in den Sommermonaten, sollten aber dennoch nie austrocknen. Die Pflanzen sollten nicht zu eng aneinander stehen, entfernt von Heizquellen und mit guter Durchlüftung. Damit beugt man Schädlingsbefall vor. Dieser tritt vermehrt im Frühling auf.

 

Beim Transport ins Haus sollte man die Töpfe (vorallem die Topfunterseite und Untersetzer) auf Nacktschnecken untersuchen – wir hatten schon hin und wieder Schneckentourismus im Haus, was nicht allzu angenehm ist …. .

 

Wir mussten einige Pflanzen umtopfen, weil sie über den Sommer zu groß für den Topf wurden, dies lässt sich ebenfalls am besten vor der Einwinterung erledigen. Aber bitte nur mit TORFFREIER Erde! Wusstest du, dass in Großbritannien Gartenerde mit Torf verboten wurde?

Unmut nach Entschärfung des EU-Lieferkettengesetzes

Unmut nach Entschärfung des EU-Lieferkettengesetzes

Das umstrittene Lieferkettengesetz (CSDDD) wurde am Montag vom Ausschuss des EU-Parlaments abgeschwächt. Dieses soll sicherstellen, dass Menschenrechte, Arbeits- und Umweltstandards von großen Unternehmen eingehalten werden. Mit den Änderungen sind nun wesentlich weniger Unternehmen davon betroffen. Desweiteren betrifft es nur mehr direkte Zulieferer und erfasst dadurch viele Verstöße gegen Menschrechte und Umweltstandards erst gar nicht, wie NGOs kritisieren.

 

Die 2024 in Kraft getretenen EU-Lieferkettenrichtlinie (Corporate Sustainability Due Diligence Directive – CSDDD) verpflichtet Unternehmen zu Überprüfung der Einhaltung von Menschenrechten und Umweltschutz entlang ihrer gesamten Lieferketten. Das Gesetz wurde aufgrund der schwierigen Umsetzung und damit verbundener Kosten wiederholt kritisiert. Der Ausschuss des EU-Parlaments stimmte am 13. Oktober 2025 für die Abschwächung des EU-Lieferkettengesetzes durch das im April 2025 von der EU-Kommission vorgeschlagene Omnibus-Paket.

Das Gesetz hätte in seiner ursprünlgichen Form außerdem vorgesehen, dass Betroffene von schädlichen Unternehmenspraktiken nach EU-weit einheitlichen Regeln Entschädigung einklagen können. Doch auch diese Regelung soll nun fallen. Das bedeutet, dass es keine klaren europäischen Haftungsmechanismen für Verstöße gegen Arbeitnehmer:innenrechte in der Wertschöpfungskette der Bekleidungsindustrie gibt, so Südwind in einer Aussendung.

Auch der Klimaschutz würde mit den Änderungen verwässert werden. Große Unternehmen sollen einen Klimaübergangsplan entwickeln, die Verpflichtung zur Umsetzung soll jedoch gestrichen werden.

Bevor die Änderungen des Lieferkettengesetzes verbindlich werden, müssen die EU-Staaten diesen zustimmen.

Nur mehr für Großunternehmen gültig

Demnach würden die Regeln nur noch für Großunternehmen mit mehr als 5.000 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von mindestens 1,5 Mrd. Euro gelten. Ursprünlgich sollten UNternehmen ab 1.000 Mitarbeitern und einem Jahresumasatz von 450 Millionen Euro unter die CSDDD fallen. Unternehmen sind künftig dazu verpflichtet, vorrangig nur noch ihre direkten Zulieferer zu kontrollieren – nur bei begründetem Verdacht müssen auch tiefer liegende Stufen der Lieferkette überprüft werden.

Zudem entfällt die Pflicht, Geschäftsbeziehungen mit nicht-konformen Partnern zu beenden, während Unternehmen gleichzeitig weniger Informationen von ihren Zulieferern über deren Geschäftspraktiken einfordern dürfen. Die volle Umsetzung der EU-Richtlinie wurde bis 2028 verschoben.

„In Deutschland würden nach der Position des Rechtsausschusses nur noch etwa 120 statt bisher 2.700 Unternehmen verpflichtet, Menschenrechte und die Umwelt überhaupt zu achten“, teilte die NGO Misereor mit. Auch andere Organisationen wie Global2000, Südwind und Jugend Eine Welt kritisierten die Änderungen.

 

Direkte Zulieferer betroffen

Statt, wie ursprünglich geplant, entlang der gesamten Lieferkette zu greifen, beschränkt das Omnibus-Paket die Verantwortung von Unternehmen künftig weitgehend auf direkte Zulieferer. Dadurch würden die meisten Verstöße und Risiken unberührt bleiben. Denn die aktuelle Netzwerkanalyse  des Supply Chain Intelligence Institute Austria (ASCII) und des Österreichischen Instituts für Wirtschaftsforschung (WIFO) zeigt, dass die größten Menschenrechts- und Umweltverstöße vorrangig in der zweiten Ebene der Lieferkette und darüber hinaus auftreten – wo die Intransparenz am größten ist.

 

Kein Schutz gegen Kinderarbeit

Besonders deutlich zeige sich das Problem am Beispiel Kobalt – einem zentralen Rohstoff für Batterien in Smartphones und Elektroautos. Ein Großteil des weltweit geförderten Kobalts stammt aus der Demokratischen Republik Kongo – oft unter Einsatz von Kinderarbeit und unter lebensgefährlichen Arbeitsbedingungen. Diese Lieferstufe liegt jedoch meist mehrere Ebenen von europäischen Endabnehmern entfernt – und fällt durch das Omnibus-Paket somit aus dem Prüfungsraster.

„Die schwersten Verstöße ereignen sich überwiegend tief in der Lieferkette – bei Zulieferern, die oft niemand sieht. Wenn vorrangig die erste Lieferstufe reguliert wird, bleiben Missstände oft nicht erkannt. Das Omnibus-Paket erfüllt die Anforderung von einfacher Umsetzbarkeit und Wirksamkeit nicht und verfehlt somit seinen eigentlichen Zweck“

Klaus Friesenbichler, stellvertretender Direktor des ASCII und Senior Economist am WIFO

 

138 Millionen Mädchen und Buben im Alter zwischen 5 und 17 Jahren sind laut Schätzungen der Internationalen Arbeitsorganisation ILO von Kinderarbeit betroffen. Das entspricht der Gesamtbevölkerung von Österreich, Frankreich und Italien. Mit einem starken Lieferkettengesetz, das Unternehmen in ihrer Produktionskette auf die Finger schaut, hätten Millionen Kinder die Chance bekommen, statt schuften zu müssen in die Schule gehen zu können. Diese Chance wird ihnen nun wohl geraubt, ärgert sich Reinhard Heiserer, Geschäftsführer der österreichischen Entwicklungsorganisation Jugend Eine Welt.

 

Auch Südwind und die Clean Clothes Kampagne (CCC) hatte sich bereits gegen den sogenannten „Omnibus“-Vorschlag der Kommission ausgesprochen. „Die Abgeordneten des Rechtsausschusses des Europäischen Parlaments haben heute die Textilarbeiter:innen und alle Arbeitnehmer:innen weltweit verraten”, sagte Giuseppe Cioffo, Lobby- und Advocacy-Koordinator im internationalen Büro der CCC. „Was für Arbeitnehmer:innen, denen ihre grundlegenden Arbeitsrechte verweigert werden, eine Wende hätte bedeuten können, wird nun zu einem leeren Instrument für Unternehmen, um ihre Praktiken zu beschönigen”, fügte er hinzu.

Greenpeace: PFAS-Gifte in Speisefischen und Meeresfrüchten

Greenpeace: PFAS-Gifte in Speisefischen und Meeresfrüchten

Greenpeace hat 17 Proben von Speisefischen, Muscheln und Krabben aus der Nord- und Ostsee von einem unabhängigen Labor auf PFAS-Gifte untersuchen lassen. Die Ergebnisse sind erschreckend: In jeder einzelnen Probe wurden solche Ewigkeitsgifte gefunden. Fast die Hälfte der untersuchten Proben ist bei üblichen Verzehrmengen für Kinder gesundheitlich bedenklich. Vier Proben gelten sogar für Erwachsene als nicht sicher. Fisch aus der Nordsee landet auch in Österreich regelmäßig auf den Tellern. Greenpeace fordert von der Bundesregierung zum Schutz unserer Gesundheit ein schnelles Verbot aller PFAS-Gifte sowie einen raschen und umfassenden Test-Schwerpunkt von Lebensmitteln in Österreich.

 

Madeleine Drescher, Konsumexpertin bei Greenpeace: „Das Ausmaß der PFAS-Belastung in Speisefischen und Meeresfrüchten ist alarmierend – vor allem für Kinder. Familien müssen darauf vertrauen können, dass ihr Essen sicher ist. Solange unklar bleibt, wie stark Fische auf dem österreichischen Markt betroffen sind, müssen Händler und Behörden für Transparenz sorgen und sicherstellen, dass keine belasteten Produkte mehr auf unseren Tellern landen.“

 

Alle Proben mit PFAS belastet

In jeder einzelnen untersuchten Probe wurden Ewigkeitsgifte gefunden. Die am häufigsten gefundenen PFAS-Gifte gelten als gefährlich: Sie können Krebs auslösen, ungeborene Kinder schädigen und Organe wie Leber und Milz angreifen. In drei Fischproben – Steinbutt, Hering und Scholle – lagen die gemessenen Werte sogar über den EU-Grenzen für Lebensmittel.

 

In Anlehnung an alte Meister, steht dieses Foto symbolisch im Kontext der Untersuchungen auf die sogenannten Ewigkeitschemikalien PFAS. (Foto ©️Aliona Kardash Greenpeace)

 

Noch deutlicher wird das Bild, wenn man sich anschaut, wie viel PFAS laut der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) pro Woche aufgenommen werden darf, ohne der Gesundheit zu schaden. Wird dieser Wert regelmäßig überschritten, kann das die Gesundheit gefährden. Bei acht der 17 untersuchten Fischproben würde ein dreijähriges Kind schon mit weniger als 50 Gramm Fisch die empfohlene Höchstmenge überschreiten. Und selbst Erwachsene nehmen bei vier der 17 Proben mit einer normalen Portion Fisch mehr PFAS auf, als pro Woche noch als sicher gilt.

 

Quelle: Greenpeace

Fisch aus Nordsee

Fisch aus der Nordsee landet auch in Österreich regelmäßig auf den Tellern. 94 Prozent des in Österreich konsumierten Fisches werden importiert, davon fast die Hälfte aus Deutschland. Wie viele dieser belasteten Fische aus der Nord- oder Ostsee stammen, ist bisher nicht bekannt. Deshalb hat Greenpeace heute große Marken, Supermärkte und Händler befragt, ob sie Fisch aus diesen Gebieten verkaufen und ihre Lieferketten auf PFAS-Gifte überprüfen. Zudem fordert Greenpeace von den österreichischen Behörden, Lebensmittel rasch und umfassend auf PFAS zu testen.

 

Verbotene Stoffe nachgewiesen

Die Ergebnisse zeigen deutlich, wie groß das Umweltproblem durch PFAS ist: Viele der nachgewiesenen Stoffe sind in der EU längst verboten – doch als sogenannte „Ewigkeitsgifte“ bleiben sie in Umwelt, Tieren und Menschen bestehen. Gleichzeitig gelangen täglich Tausende weitere PFAS in die Natur. Nur ein rasches, umfassendes Verbot aller PFAS kann Umwelt und Gesundheit wirksam schützen. Greenpeace fordert die österreichische Bundesregierung auf, ein solches Verbot auf EU-Ebene zu unterstützen und bis dahin national alle Möglichkeiten zu nutzen – etwa PFAS in Verpackungen, Kosmetik und Kleidung zu verbieten, wie es Frankreich und Dänemark bereits tun.

 

Link

Das Factsheet mit den Laborergebnissen finden Sie hier: https://act.gp/FischtestPFAS

Wiederherstellung von Süßwasserlandschaften in Europa

Wiederherstellung von Süßwasserlandschaften in Europa

Merlin ein europäisches Forschungsprojekt zeigt, wie Renaturierung funktionieren kann – wissenschaftlich fundiert, sozial eingebettet und ökologisch wirksam.

 

Ein Projekt für die Zukunft der Gewässer

Das EU-Projekt MERLIN (Mainstreaming Ecological Restoration of freshwater-related ecosystems in a Landscape context: INnovation, upscaling and transformation) läuft seit 2021 und nähert sich seinem Abschluss. Mit einem Budget von über 22 Millionen Euro, gefördert im Rahmen von Horizon 2020, verfolgt MERLIN das Ziel, die Wiederherstellung von Süßwasser-Ökosystemen in Europa auf eine neue Ebene zu bringen.

Über 40 Partnerorganisationen aus Wissenschaft, Verwaltung, Wirtschaft und Zivilgesellschaft arbeiten zusammen, um Wege zu entwickeln, wie Flüsse, Moore und Feuchtgebiete nachhaltig revitalisiert werden können – nicht als Einzelprojekte, sondern als Bestandteil einer umfassenden Klima- und Landschaftsstrategie.

 

17 Fallstudien – von Mooren bis Flüssen

In 17 europäischen Regionen wurden konkrete Restaurierungsprojekte untersucht und teilweise bereits umgesetzt.

In Irland werden ehemalige Torfabbaugebiete wiedervernässt.
In Deutschland entstehen natürliche Flussläufe anstelle begradigter Kanäle.
In Südosteuropa werden Feuchtgebiete renaturiert, um Biodiversität und Wasserspeicherung zu fördern.

Für jede Fallstudie wurden Implementierungspläne erstellt, die Zeitrahmen, Risiken, Kosten und Monitoringstrategien enthalten. Ein Teil der Maßnahmen befindet sich bereits in der praktischen Umsetzung.

 

Erkenntnisse und Ergebnisse

MERLIN hat europaweite Screening-Karten entwickelt, die zeigen, wo das größte Potenzial für Renaturierung besteht. Ergänzend wurden Regional Scalability Plans erarbeitet – Strategien, mit denen erfolgreiche Projekte auf andere Regionen übertragen werden können.

Eine wissenschaftliche Meta-Analyse zeigt, dass rund 80 Prozent der untersuchten Restaurierungsmaßnahmen positive Effekte auf Ökologie und Wasserqualität haben. Dazu zählen:

bessere Wasserqualität,
höhere Biodiversität,
verbesserte Kohlenstoffspeicherung und
gesteigerte Klimaanpassungsfähigkeit.

Diese Ergebnisse bestätigen: Naturbasierte Lösungen sind messbar wirksam und gesellschaftlich relevant.

 

Politik, Beteiligung und Perspektive

MERLIN hat auch zur europäischen Umweltpolitik beigetragen. Erkenntnisse aus dem Projekt flossen in die Diskussion um das EU-Nature-Restoration-Law ein und verdeutlichen, wie politische Ziele praktisch umgesetzt werden können.

Ein zentrales Ergebnis lautet: Erfolgreiche Restaurierung gelingt nur gemeinsam – durch Kooperation zwischen Forschung, Verwaltung, Wirtschaft und lokalen Gemeinschaften.

 

Herausforderungen und Ausblick

Offen bleibt, wie die Renaturierung langfristig finanziert und institutionell verankert werden kann. Auch Monitoring und Evaluierung über längere Zeiträume stehen noch am Anfang. Dennoch hat MERLIN Maßstäbe gesetzt: Es zeigt, dass ökologische Wiederherstellung nicht nur ökologisch notwendig, sondern auch gesellschaftlich machbar ist.

Mit dem geplanten Abschluss 2026 hinterlässt MERLIN eine solide Grundlage für künftige Projekte – und ein klares Signal: Die Wiederherstellung unserer Gewässer ist möglich, wenn Natur und Gesellschaft gemeinsam handeln.

Link: https://project-merlin.eu/cs-portal.html