Alarmierender Anstieg der Ewigkeits-Chemikalie TFA im Wein
Das ist etwa 100-mal höher als die durchschnittlichen, bereits hohen Belastungen, die in Oberflächengewässern und im Trinkwasser gemessen wurden. „Unsere Ergebnisse sind beunruhigend. Eine so hohe TFA-Konzentration im Wein weist daraufhin, dass sich TFA in Pflanzen offenbar massiv anreichert. Wir nehmen wahrscheinlich wesentlich mehr TFA über die Nahrung auf als bisher angenommen“, zeigt sich Helmut Burtscher-Schaden, Initiator der Studie „Flaschenpost – Der steile Anstieg der TFA-Belastung im europäischen Wein“, besorgt. Der Umwelt-Chemiker von GLOBAL 2000 fordert die Regierung zu sofortigem Handeln auf.
Auch in deutscher Studie hohe Werte im Wein
Dem stimmt auch Michael Müller zu, Professor für Pharmazeutische und Medizinische Chemie an der Universität Freiburg: „Auch in unseren eigenen Untersuchungen fanden wir in jungen Weinen, die nach 2020 geerntet wurden, ein breites Spektrum an TFA-Konzentrationen von 20 bis über 300 µg/l. Die niedrigsten Werte fanden wir in biologisch erzeugten Weinen, die aus Flächen stammen, die seit Jahrzehnten frei von chemischen Einträgen sind. Dies deutet darauf hin, dass PFAS-Pestizide einen direkten oder indirekten Beitrag leisten, der die hohen TFA-Werte in den Weintrauben erklären könnte.“ Müller sieht Handlungsbedarf: „Unsere Ergebnisse machen deutlich, wie dringend notwendig Sofortmaßnahmen sind, um weitere TFA-Emissionen zu verhindern“.
Vintage-Weine geben Aufschluss über exponentiellen TFA-Anstieg
Zusätzlich zu den aktuell im Handel erhältlichen Weinen hat Burtscher-Schaden auch zehn österreichische Vintage-Weine von 1974 bis 2015 auf TFA untersuchen lassen. „TFA lässt sich in diesen Weinen erst ab 1988 nachweisen, ab 2010 steigt die Konzentration massiv an. Das zeigt, dass die Ewigkeits-Chemikalie menschengemacht ist und mittlerweile in bedenklich hoher Konzentration in unserer Umwelt vorhanden ist. Es besteht dringender Handlungsbedarf, weitere TFA-Emissionen in die Umwelt zu verhindern“, fordert der Umwelt-Chemiker.
TFA-Wert seit letzter EU-Studie verdoppelt
Bei einer Studie der EU-Kommission aus dem Jahr 2017 lag der Mittelwert bei Wein noch bei 50 µg/l. In der aktuellen GLOBAL 2000 Studie ist dieser mit 120 µg/l mehr als doppelt so hoch. „Die Ergebnisse sind ein klarer Weckruf für die EU. Stoffe, die TFA in die Umwelt abgeben, müssen unverzüglich vom Markt genommen werden. Dies erfordert sowohl ein sofortiges Verbot von F-Gasen als auch von PFAS-Pestiziden“, fordert Salomé Roynel, Policy Officer bei PAN Europe. Voraussichtlich Mitte Mai werden die EU-Staaten über einen Vorschlag der EU-Kommission für ein Verbot des PFAS-Pestizids Flutolanil abstimmen, da dieses nachweislich TFA in die Umwelt freisetzt.
Weinproben auch auf Pestizidrückstände getestet
Alle 39 Weine wurden auch auf Pestizide untersucht. Dabei zeigen sich Rückstände von bis zu 8 Pestiziden und Pestizidmetaboliten in 94 % der konventionell erzeugten Weine. Insgesamt waren 18 Pestizide nachweisbar, darunter zwei PFAS-Fungizide, Fluopyram und Fluopicolid. In vier von fünf untersuchten Bioweinen waren keine nachweisbaren Pestizidrückstände enthalten, doch alle enthielten TFA. Allerdings wiesen die Weine in der oberen Hälfte des TFA-Konzentrationsbereichs (Mittelwert: 176 µg/l) im Durchschnitt eine doppelt so hohe Pestizidbelastung auf wie die Weine in der unteren Hälfte (Mittelwert: 58 µg/l).