Am 4. November 2025 veröffentlichte das Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) den diesjährigen Emssions Gap Report, laut dem die Erde auf eine Erwärmung von 2,8 Grad statt der 2015 in Paris vereinbarten 1,5 Grad zusteuert. Eine Bewertung der verfügbaren neuen Klimaschutzzusagen im Rahmen des Pariser Abkommens kommt zu dem Ergebnis, dass der prognostizierte globale Temperaturanstieg im Laufe dieses Jahrhunderts nur geringfügig zurückgegangen ist, sodass die Welt weiterhin auf eine ernsthafte Eskalation der Klimarisiken und -schäden zusteuert. Der Anstieg der weltweiten Emissionen im Jahr 2024 um 2,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr erschwert die Erreichung des 1,5 Grad Ziels zusätzlich.
Key Findings:
Weniger als ein Drittel der 200 Vertragsparteien des Pariser Abkommens hat bis zum 30. September 2025 neue nationale Klimapläne (NDCs) mit Klimaschutzzielen für 2035 vorgelegt – auch die EU zählt zu denjenigen, die dies noch nicht eingereicht haben.
Die globalen Temperaturen werden nun voraussichtlich 2,3 bis 2,5 °C bei vollständiger Umsetzung der Klimapläne erreichen, gegenüber 2,6 bis 2,8 °C im letzten Jahr.
Der US-Klimaplan wurde allerdings noch unter der Regierung Joe Bidens erstellt – der Austritt der USA ist im diesjährigen Gap Report noch nicht miteingerechnet.
Mangelnde Ambitionen und Maßnahmen bedeuten, dass die Überschreitung von 1,5 °C näher rückt.
G20-Staaten sind für 77% aller Treibhausgasemissionen verantwortlich. 7 Länder haben NDCs eingereicht, 3 planen es. Es fehlt also noch die Hälfte. Die eingereichten Ziele sind laut UNEP nicht ambitioniert genug.
Die Ergebnisse des Emissions Gap Report 2025: Off Target
Der Berichts kommt zu dem Ergebnis, dass die Prognosen für die globale Erwärmung in diesem Jahrhundert bei vollständiger Umsetzung der national festgelegten Beiträge (NDCs) nun bei 2,3 bis 2,5 °C liegen, verglichen mit 2,6 bis 2,8 °C im Bericht des letzten Jahres. Die Umsetzung der aktuellen Politik würde zu einer Erwärmung von bis zu 2,8 °C führen, verglichen mit 3,1 °C im letzten Jahr.
Allerdings sind 0,1 °C der Verbesserung auf methodische Aktualisierungen zurückzuführen, und der bevorstehende Austritt der USA aus dem Pariser Abkommen wird weitere 0,1 °C zunichte machen, was bedeutet, dass die neuen NDCs selbst kaum etwas bewirkt haben. Die Staaten sind nach wie vor weit davon entfernt, das Ziel des Pariser Abkommens zu erreichen, die Erwärmung auf deutlich unter 2 °C zu begrenzen und gleichzeitig Anstrengungen zu unternehmen, um unter 1,5 °C zu bleiben.
Der Bericht kommt zu dem Schluss, dass der mehrdekadische Durchschnitt des globalen Temperaturanstiegs zumindest vorübergehend 1,5 °C überschreiten wird. Dies wird schwer umkehrbar sein und erfordert schnellere und größere zusätzliche Reduktionen der Treibhausgasemissionen, um Überschreitungen zu minimieren, Schäden für Leben und Wirtschaft zu reduzieren und eine übermäßige Abhängigkeit von unsicheren Methoden zur Entfernung von Kohlendioxid zu vermeiden
„Wissenschaftler sagen uns, dass ein vorübergehender Anstieg über 1,5 Grad nun unvermeidlich ist – spätestens ab Anfang der 2030er Jahre. Und der Weg in eine lebenswerte Zukunft wird von Tag zu Tag steiler. Aber das ist kein Grund, aufzugeben. Es ist ein Grund, uns zu verstärken und zu beschleunigen. 1,5 Grad bis zum Ende des Jahrhunderts bleiben unser Leitstern. Und die Wissenschaft ist eindeutig: Dieses Ziel ist noch immer in Reichweite. Aber nur, wenn wir unsere Ambitionen deutlich steigern.“
UN-Generalsekretär António Guterres in seiner Botschaft zu dem Bericht
„Die Nationen haben drei Versuche unternommen, die im Rahmen des Pariser Abkommens gemachten Versprechen einzuhalten, und jedes Mal haben sie ihr Ziel verfehlt“, sagte Inger Andersen, Exekutivdirektorin des UNEP. „Die nationalen Klimapläne haben zwar einige Fortschritte gebracht, aber sie sind bei weitem nicht schnell genug. Deshalb brauchen wir nach wie vor beispiellose Emissionsreduktionen in einem immer enger werdenden Zeitfenster und vor einem zunehmend schwierigen geopolitischen Hintergrund.“
Off Target: Länder sind nicht auf dem Weg ihre Klimaziele für 2030 zu erreichen
Der Bericht kommt zu dem Schluss, dass bis zum 30. September 2025 nur 60 Vertragsparteien des Pariser Abkommens, die für 63 Prozent der Treibhausgasemissionen verantwortlich sind, neue NDCs mit Klimaschutzzielen für 2035 vorgelegt oder angekündigt hatten. Zusätzlich zu den mangelnden Fortschritten bei den Zusagen besteht nach wie vor eine enorme Umsetzungslücke, da die Länder nicht auf dem Weg sind, ihre NDCs für 2030 zu erreichen, geschweige denn die neuen Ziele für 2035.
Die Einhaltung des Pariser Abkommens erfordert rasche und beispiellose Reduzierungen der Treibhausgasemissionen, die über die Zusagen hinausgehen – eine Aufgabe, die durch den Anstieg der Emissionen um 2,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 57,7 Gigatonnen CO2-Äquivalent im Jahr 2024 erschwert wird. Die Emissionen im Jahr 2030 müssten gegenüber 2019 um 25 Prozent sinken, um das 2-Grad-Ziel zu erreichen, und um 40 Prozent, um das 1,5-Grad-Ziel zu erreichen – und dafür bleiben nur noch fünf Jahre Zeit.
Die vollständige Umsetzung aller NDCs würde die erwarteten globalen Emissionen im Jahr 2035 um etwa 15 Prozent gegenüber dem Niveau von 2019 senken – allerdings werden sich diese Zahlen durch den Rückzug der USA ändern. Diese Reduktionen liegen weit unter den 35 Prozent bzw. 55 Prozent, die im Jahr 2035 erforderlich sind, um die 2°C- bzw. 1,5°C-Pfade einzuhalten.
Es fehlt der politische Wille, während genügend technische Werkzeuge vorhanden sind
Seit der Verabschiedung des Pariser Abkommens vor zehn Jahren sind die Temperaturprognosen von 3,5 °C auf 3 °C gesunken. Die erforderlichen kohlenstoffarmen Technologien für eine deutliche Emissionsreduzierung sind verfügbar. Die Entwicklung von Wind- und Solarenergie boomt, wodurch die Einsatzkosten sinken. Das bedeutet, dass die internationale Gemeinschaft ihre Klimaschutzmaßnahmen beschleunigen kann, wenn sie sich dazu entschließt. Eine schnellere Reduzierung der Emissionen würde jedoch erfordern, dass man sich in einem schwierigen geopolitischen Umfeld zurechtfindet, die Unterstützung für Entwicklungsländer massiv erhöht und die internationale Finanzarchitektur neu gestaltet.
„Aber es ist noch möglich – gerade noch. Bewährte Lösungen gibt es bereits. Vom raschen Wachstum billiger erneuerbarer Energien bis zur Bekämpfung von Methanemissionen wissen wir, was zu tun ist. Jetzt ist es an der Zeit, dass die Länder alles geben und mit ehrgeizigen Klimaschutzmaßnahmen in ihre Zukunft investieren – Maßnahmen, die zu schnellerem Wirtschaftswachstum, besserer Gesundheit der Menschen, mehr Arbeitsplätzen, Energiesicherheit und Widerstandsfähigkeit führen.“
Inger Andersen, Exekutivdirektorin des UNEP
G20-Staaten sind besonders in der Pflicht
Die Maßnahmen und die Führungsrolle der G20 werden laut UNEP von entscheidender Bedeutung sein, da die G20-Mitglieder – mit Ausnahme der Afrikanischen Union – für 77 Prozent der weltweiten Emissionen verantwortlich sind. Sieben G20-Mitglieder haben neue NDCs mit Zielen für 2035 vorgelegt, während drei Mitglieder solche Ziele angekündigt haben. Diese Zusagen seien jedoch nicht ambitioniert genug, die G20-Mitglieder insgesamt nicht auf dem Weg, selbst ihre NDC-Ziele für 2030 zu erreichen, und die Emissionen der G20 stiegen 2024 um 0,7 Prozent – all dies deute darauf hin, dass die größten Emittenten ihre Maßnahmen massiv verstärken müssen.
Unser pro.earth.Fazit:
Der rasante Anstieg des Meeresspiegel, das immer schneller voranschreitende Abschmelzen der Gletscher und Polkappen, länger anhaltende Hitze- und Dürreperioden, die wärmsten Wassertemperaturen unserer Ozeane, zunehmende Anzahl der Tropenstürme mit extremen Windgeschwindigkeiten, zunehmende Starkregenereignisse mit Überschwemmungen und Vermurungen, das Absterben der Korallenriffe weltweit, der extreme Rückgang der weltweiten Artenvielfalt, die Abholzung und das Absterben unserer weltweiten Wälder und diese Aufzählung könnte und weitergführt werden – dies alles ist mit der Erderwärmung verbunden und dennoch geschieht auf der weltweiten politischen Bühne viel zu wenig. Nächste Woche startet die diesjährige UN-Weltklimakonferenz COP 30 in Belem, Brasilien unter schwierigen Voraussetzungen und mit einer neu gebauten vierspurigen Autobahn durch den Regenwald, die extra dafür gebaut wurde.