Österreich erlebt die erste Hitzewelle des Jahres mit extremen Temperaturen bis zu 38 Grad und teils heftigen Gewittern. Besonders betroffen davon ist das südlichste Bundesland Kärnten. Durch den fehlenden Niederschlag der letzten Wochen steigt in Unterkärnten und auch Teilen der Steiermark die Waldbrandgefahr stark an. Von der enormen Hitze betroffen sind speziell ältere Menschen und Kinder, aber auch obdachlose und armutsgefährdete Menschen. Messungen eines groß angelegten Hitzemonitorings der Universität für Bodenkultur (BOKU) Wien und Greenpeace ergaben im Juni viel zu heiße Klassenzimmer und Wohnungen.
Dieser Juni ist einer der heißesten jemals gemessenen seit Beginnn der Aufzeichnungen. So wurden am Dienstag in Klagenfurt und Villach jeweils über 36 Grad Celsius gemessen und gestern erreichte Feistritz ob Bleiburg im Bezirk Völkermarkt die rekordmarke von 38,3 Grad Celsius. Das ist der höchtse jemals in Kärnten gemessene Wert für Juni. Insgesamt gab es in allen Landeshauptstädten mehr Hitzetage als zuvor. So waren es bis dato bereits 11 Tage über 30 Grad in Wien und Innsbruck, während es durchschnittlich 5 bzw. 6 Hitzetage waren. Dies bestätigte auch Alexander Orlik, Klimatologe bei der Geosphere Austria auf APA-Nachfrage am Mittwoch. „Er war überdurchschnittlich warm. Zum Beispiel gibt es schon jetzt – vor Ende des Monats – mehr Tage mit mindestens 30 Grad als in einem durchschnittlichen Juni.“
Die gestrigen Unwetter, die auf die enorme Hitze folgten, brachten Starkregen mit lokalen Überflutungen, Hagel und Sturmböen mit sich, die zum Teil größere Schäden anrichteten. Dennoch war der Regen insgesamt dringend notwendig.
Hitze-assoziierte Erkrankungen erkennen
Hitze zählt zu den tödlichsten Folgen des Klimawandels und sollte daher nicht unterschätzt werden. Das deutsche Robert-Koch-Institut und die MedUni Wien weisen seit Jahren auf eine klar nachweisbare hitzebedingte Übersterblichkeit hin. Bislang wurden aber weder Temperatur noch Luftfeuchtigkeit am Ort des Aufenthalts der Patient:innen routinemäßig erfasst und dokumentiert. Dadurch bleibt die Anamnese lückenhaft.
Das Österreichische Rote Kreuz stattet seine Sanitäter:innen nun mit kompakten Thermo-Hygrometern aus, die wesentliche Umweltparameter am Einsatzort messen. Die ermittelten Werte werden mit den Patient:innen an die weiterführende behandelnde Stelle übergeben. Dank dieser durchgehenden Informationskette vom Wohnzimmer bis zur Notaufnahme können Hitze-assoziierte Erkrankungen besser erfasst und nach ICD-Code kategorisiert werden.
Hitzetelefon 0800 880 800 hilft mit Infos und Tipps
Mit 26. Juni 2025 nahm das österreichweite Hitzetelefon wieder seinen Betrieb auf. Unter der kostenfreien Telefonnummer 0800 880 800 bietet es rasch und unkompliziert Informationen und Tipps zum richtigen Verhalten bei großer Hitze – besonders für ältere Menschen, chronisch Kranke und pflegebedürftige Personen ist das ein wichtiger Service.Das Hitzetelefon ist Teil des nationalen Hitzeschutzplans und trägt dazu bei, die gesundheitlichen Auswirkungen des Klimawandels abzufedern.Tipps des Gesundheitsministeriums bei großer Hitze:
Ausreichend trinken, gerade im Sommer steigt der Bedarf, wenn man viel schwitzt
Körperliche Anstrengung in die kühleren Morgenstunden verlegen
Wohnräume kühl halten (z. B. durch Lüften in der Nacht)
Auf Anzeichen von Überhitzung achten (z. B. Schwindel, Übelkeit, Kopfschmerzen, Krämpfe, Benommenheit)
Besonders gefährdete Personen im Umfeld aktiv unterstützen
BOKU Hitzemonitoring
Greenpeace und die Universität für Bodenkultur (BOKU) zeigen: In Wiener Klassenzimmern wird es zu heiß. Die Ergebnisse von Messungen aus dem Gymnasium Maroltingergasse im 16. Bezirk sind alarmierend: Seit 27. Mai wurden an 25 Tagen über 27 Grad in den Klassenzimmern gemessen. An bis zu 16 Tagen war es während des Unterrichts je nach Raum sogar über 30 Grad heiß. Neben der Schule untersucht die Umweltschutzorganisation über den gesamten Sommer zusammen mit der BOKU im Rahmen eines groß angelegten Hitzemonitorings, wie stark sich Innenräume in Wien aufheizen. Greenpeace fordert ein Sofortprogramm vom Bund für hitzetaugliche Schulen – inklusive Sanierungen, außenliegende Beschattung und modernen Lüftungsanlagen. Die Live-Daten aus den Schulklassen und Wiener Wohnungen sind unter act.gp/HitzeDashboard einsehbar.
Herbert Formayer, Professor am Institut für Meteorologie an der BOKU: „Die Durchschnittstemperatur in Österreich liegt bereits um 3,1 Grad über dem vorindustriellen Niveau. Der Großteil der Erwärmung erfolgte seit den 1980er Jahren. Viele österreichische Schulen sind deutlich früher und damit unter anderen Bedingungen gebaut worden. In Klassenzimmern ohne entsprechende Maßnahmen gegen Überhitzung wie in der Maroltingergasse spitzt sich die Situation prekär zu. Gleichzeitig ist es keine Option, die Fenster untertags geschlossen und die Hitze draußen zu halten – bereits innerhalb von 20 Minuten steigt der CO₂-Gehalt ohne Lüftung auf unzumutbare Werte.”
Ergänzend meint Jasmin Duregger, Klima- und Energieexpertin bei Greenpeace in Österreich: „Hitzeschutz in Schulen ist kein Luxus, sondern eine notwendige Maßnahme für Bildungsgerechtigkeit – und ein wirksamer Beitrag zum Klimaschutz.”
Caritas Hitze-Paket mit „Sommerfrische im Pfarrgarten“
Gemeinsam mit 23 Pfarren in Wien und Niederösterreich ruft die Caritas heuer zum sechsten Mal das Motto „Sommerfrische im Pfarrgarten“ aus. Mehr als 500 Freiwillige verköstigen die Gäste in den schattigen Pfarrhöfen mit kühlen Getränken und kleinen Snacks und bieten einen kostenlosen Zufluchtsort zum Abkühlen in netter Gesellschaft zum Plaudern.
„Die einen freuen sich, dass der Sommer mit Verspätung endlich da ist. Für andere stellt die Hitze eine enorme Herausforderung dar. Es sind vor allem obdachlose, armutsbetroffene, aber auch hochbetagte Menschen, für die diese Temperaturen rasch gefährlich werden können“, betont Caritasdirektor Klaus Schwertner. „Wir beobachten auch heuer, was wir vor wenigen Jahren noch nicht vermutet hätten: Die Nachfrage nach unserer Hilfe ist gerade auch in den Sommermonaten hoch. Obdachlose Menschen sind der Hitze in der Stadt oft schutzlos ausgeliefert. Und auch armutsbetroffene Menschen, die häufig in beengten, schlecht gedämmten Wohnungen leben, können der Hitze weniger gut entfliehen. Mit dem Caritas Hitze-Paket wollen wir auch heuer wieder Abhilfe schaffen und Menschen in Not während der heißen Jahreszeit gezielt unterstützen – etwa in unseren 23 Klimaoasen, mit Streetwork-Einsätzen und dem Verteilen von Trinkwasser, Sonnenschutz und Sommerschlafsäcken, aber auch beim Louisebus, der rollenden Ordination der Caritas.“
Aktuelle Termine der Caritas-Klimaoasen: www.caritas-wien.at/klimaoase